Studium und Kind – lässt sich das überhaupt miteinander vereinbaren?

Gesundheit Studentenleben

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Alles ist so schön geplant: man freut sich auf ein unbeschwertes Studentenleben, das zwar mit Stress, gerade in den Examensphasen, verbunden ist, aber ansonsten doch gut zu bewältigen ist und auch genügend Raum für die persönliche Entfaltung und den Spaß bietet, der während der Studentenzeit natürlich nicht fehlen darf.

Und dann das! Die Nachricht kommt aus heiterem Himmel und sorgt bei den meisten Frauen und Männern erst einmal für Sprachlosigkeit: schwanger! Was wird aus all den schönen Plänen? Kann ich als Frau überhaupt weiterstudieren während der Schwangerschaft? Und was wird später, wenn das Kind auf der Welt ist? Werden wir als Eltern genügend Zeit haben für den Nachwuchs und das Studium? Kommt nicht irgendwas zu kurz? Müssen wir unsere Lebensplanung vollkommen neu überdenken? Fragen über Fragen und leider nur wenige Antworten prasseln auf die jungen Studenten ein, die sich in einer solchen Situation befinden. Doch es gibt eine gute Nachricht: denn Hilfe ist in Sicht, sowohl von Seiten der Hochschulen als auch vom Staat. Es kann sich nach dieser doch nun wirklich wunderschönen Botschaft, dass bald ein neuer Erdenbürger geboren wird, auch mal richtig gefreut werden. Studium hin oder her.

Viele Frauen berichten sogar, dass sie sich bewusst für ein Kind während des Studiums entschieden haben. Manche die Entscheidung für ein Studium sogar erst getroffen haben, nachdem sie wussten, dass sie schwanger sind. Als Grund wird häufig angegeben, dass sie die Zeit der Schwangerschaft und auch die der ersten Lebensjahre des Kindes zusätzlich sinnvoll nutzen möchten. Denn Kindererziehung allein wird meist nicht als besonders erfüllend betrachtet. Die eigene Verwirklichung soll schließlich auch stattfinden. Kommt das Kind dann in die Schule können Eltern mit ihrer Karriere so richtig durchstarten.

Aber egal, ob ein Kind geplant ist oder die Schwangerschaft unverhofft eintritt, eine große Herausforderung ist das Studieren mit Kind in jedem Fall für alle Beteiligten.  Daher sollten sich im Vorfeld einige Dinge sehr bewusst gemacht werden.

Was ist als erstes zu tun? Welche Anlaufstellen gibt es?

Zunächst einmal muss, ohne Lebensberatung betreiben zu wollen, genau überlegt werden, ob Eltern das Kind auch wirklich wollen und sich der Herausforderung gewachsen fühlen. Das hängt nicht zuletzt auch mit dem privaten Umfeld zusammen. Gibt es eine Familie oder gute Freunde, die unterstützen können, zum Beispiel in den heißen Prüfungsphasen eines Studiums oder ist man ganz auf sich gestellt? Ist die Entscheidung für das Kind gefallen, dann hat man die Möglichkeit die folgenden Beratungsangebote der Hochschulen wahrzunehmen:

  • Servicezentren von Hochschulen für Studierende mit Kind (nur bei einigen Hochschulen eingerichtet)
  • Studentenvertretungen wie die AStA und StuRa
  • Studentenwerk (e)
  • Sozialberatungsstellen vom Studentenwerk
  • Akademische Beratungszentren
  • Frauenbeauftragte
  • Gleichstellungsbüros

Dort bekommen Eltern alle weiterführenden Informationen, die wichtig sind für die spätere Kinderbetreuung, den Studienverlauf und die finanzielle Unterstützung vom Staat.

Bei der Kinderbetreuung bieten viele Universitäten Kitas im Studentenwerk und Einrichtungen in der Nähe an. Das Angebot hat sich in den letzten Jahren stark verbessert und doch sind die Wartelisten oft sehr lang und es fehlen vor allem Plätze für Kleinkinder unter 3 Jahren. Hier ist also schneller Handlungsbedarf seitens der Eltern gefragt, je eher das ungeborene Kind angemeldet wird, umso größer die Chancen auf einen Betreuungsplatz. In manchen Hochschulen sind auch Mutter-Kind-Räume mit Spielsachen, Wickeltisch und Betten eingerichtet, die Studierende zur Kinderbetreuung nutzen können. Diese werden besonders gern und häufig genutzt, wenn Kinder mit in die Vorlesung genommen werden, was durchaus üblich ist und auch von Kommilitonen und Dozenten unterstützt wird, wenn die Lärmbelästigung nicht allzu groß ist. Wie beschrieb eine junge Studentin und Mutter die Situation jüngst in einem Erfahrungsbericht: „Ich kann auch zuhören und den Ausführungen des Professors folgen, wenn ich mein Kind auf dem Arm habe.“ Wer diese Möglichkeit für sich jedoch nicht in Betracht ziehen möchte, der kann auf Tagesmütter zurückgreifen, die vom Jugendamt bezuschusst werden. Der Antrag muss beim Amt direkt gestellt werden und die Höhe der Bezuschussung richtet sich nach den Einkommensverhältnissen der frischgebackenen Eltern.

Bezüglich des Studienverlaufs müssen gerade die Mütter klären, in wieweit die Regelstudienzeit bei ihrem Studiengang überschritten werden darf. Denn dazu wird es zwangsläufig kommen, nicht nur durch die Zeit kurz vor und nach der Geburt. Denn eine Schwangerschaft hat unterschiedliche Auswirkungen bei Frauen, die einen verleben diese sorgenfrei und ohne gesundheitliche Probleme und andere können in den schlimmsten Fällen auch monatelange Bettruhe verordnet bekommen. Außerdem findet man auch nicht in jeder Alltagssituation eine Kinderbetreuung und versäumt dadurch eventuell Vorlesungen und sogar Prüfungen. Die meisten Universitäten aber sind mittlerweile sehr aufgeschlossen und zeigen Verständnis für Studierende mit Kindern, so dass individuelle Lösungen abgesprochen werden können. Grundsätzlich gilt, wird das Kind zu einem Prüfungstermin krank, hat man mit einem Attest vom Arzt das Recht die Prüfung nachzuholen.

Die richtige Organisation ist das Wichtigste

Ein Tag von Studierenden, die gleichzeitig auch Eltern sind, muss besonders durchgetaktet sein. Jede Minute zählt, ähnlich wie bei Erwerbstätigen, die ihren Kindern eine schöne und unbekümmerte Kindheit bieten wollen. Die Unterbringung des Kindes muss organisiert und die Zeit zum Lernen eingeteilt werden. Zudem gibt es auch die Belastung der Haushaltsführung und oft auch noch einen Studentenjob, der ausgeübt werden muss. Dies alles unter einen Hut zu bekommen ist schwierig, aber machbar und schult auch gleichzeitig für das zukünftige stressige Berufsleben. Wie früher in der Schule empfiehlt sich hier ein genauer Stundenplan, in dem jede Stunde des Tages für eine Woche geplant ist und auch noch Platz für Unvorhergesehenes ist. Es hilft auch sehr, sich mit anderen Eltern abzusprechen und sich die Kinder gegenseitig abzunehmen innerhalb eines bestimmten Turnus, so bekommt jeder die Zeit, die er für sein Studium und seinen Job benötigt. Großeltern, Geschwister, Tanten und Onkel sind bestimmt auch bereit, sich mal zeitweise an dem Nachwuchs zu erfreuen.

Finanziell muss auch passen

Das schönste Familienglück kann nicht von Dauer sein, wenn kein Geld zum Leben da ist. Studium, Kind und Nebenjob sind sehr schwer und auch nicht immer regelmäßig zu vereinbaren. Denn Kinder können zum Beispiel krank werden und dann ist man gezwungen dem Arbeitgeber abzusagen. Aber die gute Nachricht ist, dass man Anspruch auf staatliche Förderung hat, in Form von Elterngeld, Kindergeld und anderen Leistungen, die hier kurz im Überblick als Informationen dargestellt werden:

  • Studienbeitragsbefreiung gibt es an allen Unis, mindestens für einen Elternteil. Grundsätzliche Aussagen über die Dauer der Befreiung sind nicht möglich, da es von Hochschule zu Hochschule unterschiedlich ist: an einigen nur zwei Semester, an anderen die komplette Regelstudienzeit und darüber hinaus.
  • BAföG bekommt man sowieso, wenn das Einkommen der eigenen Eltern entsprechend ist, unabhängig von eigenen Kindern.
  • Auf Elterngeld haben auch Studierende mit Kind Anspruch, die zuvor nicht erwerbstätig waren. Das sind maximal 300 Euro pro Monat für insgesamt 12 Monate, diese Summe wird nicht angerechnet auf Wohngeld oder Arbeitslosengeld II.
  • Auf Kindergeld haben alle Eltern in Deutschland ein Anrecht und es wird garantiert bis zum 18. Lebensjahr gezahlt, bei einem anschließenden Studium ebenfalls, was aber wiederum vom Einkommen der Eltern abhängt. Für das erste und zweite Kind erhält man jeweils 219 Euro pro Monat. Für ein weiteres Kind 225 Euro und für alle weiteren Kinder jeweils 250 Euro pro Monat.
  • Der Anspruch auf Muttergeld setzt immer eine vorherige Erwerbstätigkeit voraus, daher kommt es nur für Studierende in Frage, die eine kombinierte Ausbildung aus Studium und Beruf absolvieren.
  • Zu Letzt ist da noch der Unterhalt, auf den alleinerziehende Mütter einen Rechtsanspruch haben. Kann der Vater diesen nicht bezahlen, bekommt man beim Jugendamt einen Unterhaltsvorschuss. Dieser wird später durch das Amt zurückgefordert.

Stiftungen und Stipendien sind ebenfalls eine Lösung

Auch für das Studieren mit Kind gibt es Stiftungen, die eine finanzielle Unterstützung, in Form eines Stipendiums anbieten. Die Voraussetzungen dafür sind von Stiftung zu Stiftung verschieden und können nicht pauschalisiert werden. Hier ein kleiner Auszug an Einrichtungen, mit denen Studierende Kontakt aufnehmen können für weitere Informationen:

  • Die Bundesstiftung Mutter und Kind ist für finanzielle Notfälle gedacht, in denen soziale Leistungen nicht rechtzeitig oder ausreichend gezahlt werden. Voraussetzungen sind der Nachweis der Schwangerschaft, Aufenthaltsort und Wohnsitz müssen in Deutschland sein und vor der Geburt wurde eine örtliche Beratungsstelle für Schwangere aufgesucht.
  • Bei der Heinrich-Böll Stiftung bekommen bevorzugt Studierende mit Kind der Geisteswissenschaften eine monetäre Unterstützung.
  • Der Hildegardis-Verein bietet zinslose Studiendarlehen für Frauen mit der Höchstsumme von 10.000 Euro. Es werden ausschließlich Studentinnen mit Kind berücksichtigt.
  • Die Konrad-Adenauer-Stiftung zahlt innerhalb der Begabtenförderung, den Stipendiaten mit Kind zusätzlich zum Stipendium eine Kinderbetreuungspauschale.
  • Beim Aufstiegsstipendium (SBB) erhalten Förderungsberechtigte eine Kinderbetreuungspauschale für Kinder unter zehn Jahren.
  • Die Christiane Nüsslein-Volhard-Stiftung fördert Frauen bei der Doktorarbeit, ausschließlich im Fach Medizin und in den naturwissenschaftlichen Fächern.

Fazit

Ein Studium mit Kindern ist eine große Herausforderung, die aber durchaus zu bewältigen ist. Im Netz findet man etliche positive Berichte von Studierenden, die diese Erfahrung bereits hinter sich haben oder mitten drin stecken. Es ist alles eine Frage der Organisation und des Zusammenspiels von Uni, Kinderbetreuung, der finanziellen Unterstützung und vor allem des eigenen Willens. Wer sich für das Studieren mit Kind entscheidet, muss nicht sorgenvoll in die Zukunft blicken, sondern kann genauso seine Studienzeit genießen. Vermutlich werden diejenigen gefestigter und reifer in ihr Berufsleben starten, als Studierende ohne Kind. Und bei allem Stress darf auch nicht vergessen werden, wie viel Freude Kinder bereiten und ein zufriedenes Kinderlächeln schöner ist, als jede Party. Prioritäten verschieben sich mit der Geburt eines Kindes, und das ist auch gut so.